Das Waisenhaus
Die Geschichte unseres Vereins beginnt im Jahr 2008. Damals wurde WuWiS als Hilfsprojekt für Waisenkinder in Simbabwe gegründet, die unter schlimmsten Bedingungen in einem Waisenhaus gelebt haben. Von den großen Hilfsorganisationen "vergessen" und nur von einer über 70-jährigen Nonne betreut, lebten dort mehr als 40 Kinder in absoluter Armut.
Das Waisenhaus St. Augustin liegt in Mutare, Simbabwe — einem Land in der Krise, sowohl ökonomisch als auch humanitär. Rasante Inflation, Lebensmittelknappheit, hohe Ausgaben, Dürre, HIV. Die Zahlen sprechen von 1.3 Millionen Halb- und Vollwaisen. Der Staat, unter der Herrschaft des damaligen Diktators Mugabe, war nicht in der Lage selbst genügend zu helfen und zu unterstützen.
Auszug aus einem Brief von Petra Krumpen (2005):
Beißender Uringeruch schlug mir entgegen als ich zum ersten Mal das Waisenhaus St. Augustin betrete. Hier leben also zur Zeit 48 Kinder, aber kann man das Leben nennen? Ein Blick in die Augen der kleinen Bewohner*innen spiegelt Apathie und Resignation, geboren aus der Erfahrung, dass ihnen das Leben nicht viel zu bieten hat, wieder. Einige von ihnen wurden an Bushaltestellen ausgesetzt oder in Krankenhäusern zurückgelassen, manchmal auf einem Friedhof gefunden, zurückgelassen, weil die Eltern an AIDS gestorben sind und niemand da ist der für sie sorgen könnte.
Petra berichtet damals:
Die Kinder schlafen in dunklen Räumen mit 8–10 Betten in jedem Zimmer. Stahlbetten, Gummimatratze, ein kleiner Schrank — sonst nichts. [...] Ich frage Schwester Hilda nach ihren größten Nöten. Jetzt ist die Zeit Mais zu pflanzen, sagt sie, aber wir haben kein Diesel um das Land zu bestellen. Dann ist da noch die Sache mit den Toiletten; zögerlich kommt ein anderes Problem zur Sprache. Außerhalb des Gebäudes befinden sich zwei Toilettenhäuschen — dringend nötig für die vielen Bewohner*innen. Wir können sie nicht mehr benutzen, sie sind voll, es müssen neue gebaut werden, aber das kostet eine Menge. Das einzige Auto fährt nicht mehr, der Motor der Maismühle ist gestohlen worden, es gibt nicht genug Teller und Tassen für alle und das ganze Gebäude benötigt dringend einen Anstrich. Nicht zu vergessen die tägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln und das Fehlen von Mitarbeiter*innen in der Küche und in der Versorgung der Kinder und so weiter. [...] Ich komme wieder, verspreche ich und ich werde den Menschen, die ich kenne, davon erzählen, was hier passiert — hier, wo kein Kamerateam hinkommt, wo es keine Hoffnung zu geben scheint für die kommende Generation.
Petra Krumpen lebt seit vielen Jahren in Simbabwe und kümmert sich dort mit bewundernswertem Einsatz und Mut ehrenamtlich und nebenberuflich um die Kinder und Jugendlichen des Waisenhauses. Tief beeindruckt von der Tatkraft einer einzelnen Frau organisierten Nicole Schilling und Patrick Busch im Herbst 2006 ein erstes Benefizkonzert. Aber um effektiver helfen zu können, haben sich die engagierten Lispenhäuser entschlossen, ihre private Initiative in einem Förderverein zu organisieren.
Mutter Isabel C.Z.R. war damals die allgemeine Leiterin des Waisenhauses. Schwester Hilda Raphael war die erste Hausmutter, darauf folgte Schwester Elizabeth C.Z.R. Offiziell betreute das Waisenhaus damals 40 Kinder, von denen 3 eine weiterführende Schule besucht haben, 4 in der Kinderkrippe waren und der Rest in die Grundschule gegangen ist.
Alle Spendengelder kommen zu 100% über den Förderverein WuWiS e.V. Waisenkindern in Simbabwe zugute.
Das Jahr 2015 und
die überraschende Schließung des Waisenhauses
In ihrem Bericht für die Jahreshauptversammlung von WuWiS im April 2015 überbringt uns Petra die erschreckenden Neuigkeiten:
Mit Bedauern muss ich Euch mitteilen, dass das Waisenhaus von staatlicher Seite aus Ende März geschlossen wurde. Es kam sehr plötzlich für mich, ohne irgendeine Vorankündigung seitens der Schwestern, was mich sehr irritiert hat, besonders da WUWIS seit fast 10 Jahren der Hauptunterstützer des Heimes ist! Die Kinder unter 18 Jahren wurden auf 3 andere Waisenhäuser verteilt. Nach meiner Überzeugung sind dieses besser geführte Heime, aus diesem Grund sehe ich vieles sehr positiv für die Kinder. Die Vorgehensweise jedoch war traumatisierend für die Kinder.
Zurückbleiben 6 junge Leute die zu diesem Zeitpunkt über 18 sind und die man jetzt loswerden will. Es ist im Moment noch nicht klar was mit Ihnen wird. Mehr kann ich Euch an dieser Stelle noch nicht berichten. Alles hat im März stattgefunden und ist noch nicht abgeschlossen. Ich werde schauen, dass es den Kindern gut geht, aber da die Heime weiter entfernt sind, wird eine engere Betreuung von meiner Seite aus nicht möglich sein! Damit betrifft es alle Paten und Patinnen, die ein Kind vom Waisenhaus unterstützen. Wenn jemand die Adresse des neuen Heimes seines Patenkindes haben möchte, werde ich sie gern herausfinden. Ich schlage aber auch gern ein anderes Kind vor, in diesem Fall von Tafara!
WuWiS war zutiefst traurig über diese Entwicklung, die wir aber leider nicht beeinflussen konnten. Die neuen Waisenhäuser der Kinder befanden sich nicht in der Nähe von Mutare, sodass es für Petra nicht mehr möglich war die Kinder weiterhin regelmäßig zu besuchen und zu betreuen. Zwar sollen die neuen Heime der Kinder wesentlich besser sein als es St. Augustins trotz unserer Unterstützung je war, aber für die Kinder war es sicherlich nicht einfach, plötzlich getrennt voneinander zu sein. Wir geben trotz allem weiterhin unser Bestes und wollen uns selbstverständlich auch in der Zukunft für Waisenkinder in Simbabwe, und für alle, die dort Hilfe benötigen, einsetzen — selbst wenn das unter dem Namen von anderen Projekten geschehen muss. Wenn Sie Fragen zur Schließung des Waisenhauses und zur weiteren Arbeit von WuWiS haben, können Sie sich jederzeit bei uns melden!
TAFARA
Christian Caring Trust
2008 befand sich Simbabwe in einer besonderen Krise. Aus der Not heraus begann Stuart Dore, Pastor im Township Sakubva, mit anderen Freiwilligen Essen an hungrige Kinder zu verteilen. So entstand nach und nach ein Netzwerk von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die halfen die Kinder mit dem Nötigsten zu versorgen.
Der Tafara (Shona für glücklich) Christian Caring Trust ist seitdem darum bemüht, Kindern in schwierigen Lebensumständen zu helfen. Dazu haben alle Kinder einen Care-Giver, ein ehrenamtliches Mitglied von Tafara, das sich um das Kind kümmert, es besucht und der Familie als Ansprechpartner*in zur Verfügung steht. Insgesamt soll den Kindern durch einen ganzheitlichen Ansatz ein besseres Leben ermöglicht werden. Dieser Ansatz stützt sich auf drei Säulen: Ernährung, Gesundheit und Bildung.
- Im Bereich Ernährung werden die Kinder grundlegend mit einer Mahlzeit pro Tag versorgt.
- Im Bereich Gesundheit kümmern sich Care-Giver sowohl um die Versorgung mit Medikamenten, als auch um die seelische Gesundheit der Kinder.
- Im Bereich Bildung finanziert Tafara die Schulgelder der Kinder und bleibt durch Vertrauenslehrer*innen mit den Schulen in Kontakt.
In den letzten Jahren ist das Projekt auf 195 Kinder angewachsen, die von 18 Freiwilligen betreut werden. Dank der finanziellen Unterstützung können die Kinder zur Schule gehen, zum Essen kommen und werden gegebenenfalls medizinisch versorgt.
Simba, den Sie auf dem Bild in Petras Arm sehen, ist eines der Kinder, die von Tafara unterstützt werden. Petra schriebt über ihn: Er ist 10 Monate alt und sehr clever. Seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, sie war noch sehr jung und die Versorgung von Mutter und Kind ist ganz schlecht hier in Zimbabwe. Der Vater ist 18 Jahre und hat selbst keine Familie, nichts gelernt und war völlig überfordert mit einem Baby. So haben wir Simba gefunden. Eine Tafara Mitarbeiterin, Paidamoyo, hat ihn bei sich aufgenommen und ich habe mich als Gogo (Großmutter) angeboten.
Die meisten der 200 Kinder von Tafara haben traurige Schicksale, so wie Simba (das ist Shona und bedeutet Löwe). Ein kleiner Löwe ist er in der Tat. Das tägliche Leben in Simbabwe bedeutet mehr und mehr Kampf ums Überleben. Der Regen ist ausgeblieben, deshalb steht eine Hungersnot in Aussicht.
Aber was hat das mit WuWiS zu tun?
Zur selben Zeit, in der das Waisenhaus geschlossen werden musste, begann Petra sich weiter zu engagieren — dieses Mal bei einem anderen, aber ebenso wichtigen Projekt! Und so wurde WuWiS zum Hauptunterstützer von Tafara!
Petra schreibt:
Seit dem 16. Dezember 2014, also seit 4 Monaten arbeite ich nun Vollzeit bei Tafara. Eine große Herausforderung aber auch viele aufregende Aktionen. Das Programm umfasst 200 registrierte Kinder im Alter von 0-18 Jahren. WuWiS ist im Moment der einzige Geldgeber! All das ist nur möglich, weil Ihr so engagiert seid — danke!
- Im Schulterm Januar – März haben wir Schulgeld für 132 Kinder bezahlt
- 80 Kinder bekommen 5-mal in der Woche eine warme Mahlzeit
- Notwendige Krankenhaus und Medikamentenkosten wurden übernommen
- Trainings für die Pfleger*innen werden von mir organisiert
- Besondere Aktionen: Hygiene Binden für Mädchen, Weihnachtsfeier, Osterpäckchen, Umgang mit HIV und sexueller Gesundheit etc.
- Meetings mit Lehrern, und anderen Gruppen
Leider haben wir auch in dieser Zeit 3 Kinder verloren. Die Gründe: Typhus, Unterernährung und AIDS. Das ist bei mir verbunden mit dem Gefühl von Machtlosigkeit und Wut gegenüber dem System!
Es war für uns sehr schwierig von einem Moment auf den anderen und ohne darauf Einfluss nehmen zu können, den Kontakt zu vielen von unseren Patenkindern zu verlieren — und sicherlich ging es den Kindern genauso. Trotzdem waren wir uns bewusst, dass unsere Arbeit damit nicht aufhören durfte und so haben wir beschlossen unseren Mitgliedern neue Patenschaften anzubieten und auch selbst zu übernehmen. So viele Kinder brauchen unsere Hilfe und unser Vereinsziel war und ist die Unterstützung von Waisenkindern in Simbabwe.
Und die Kinder von Tafara, die ohne Eltern und ohne Unterkunft ihr Leben meistern müssen, brauchen unsere Hilfe ganz, ganz dringend. Wir freuen uns riesig, wenn Sie Interesse an einer Patenschaft haben! Bitte helfen Sie uns auch dort, zu helfen und unterstützen Sie uns auch weiterhin. Wir stehen jederzeit für Ihre Fragen zur Verfügung.
Unsere Entwicklung — Das Projekt TINEVIMBO
WuWiS unterstützt seit geraumer Zeit ein stetig wachsendes Programm was seit 2017 unter dem Schirm der Uniting Presbyterian Church of Simbabwe agiert: TINEVIMBO. Daher hat sich unsere Arbeit in Sakubva verlagert. Das Tinevimbo Programm besteht derzeit aus dem
Tinevimbo Project und dem Tinevimbo Life Skill Center.
Wir unterstützen jetzt in der Hauptsache die Kinder und Jugendlichen, die HIV-positiv sind, sowie deren Pflege-Familien. Die Betroffenen sind aufgeteilt in die Altersgruppen: 2 – 12 und 13 - 18 Jahre.
Das Projekt hat den Namen TINEVIMBO, das ist Shona und bedeutet "Wir haben Hoffnung".
Ein Teil der Kinder waren bereits Teil von TAFARA, andere sind neu hinzugekommen.
TINEVIMBO ist in der Presbyterianischen Kirche in Sakubva beheimatet. Hier besteht die Möglichkeit, Räume zu nutzen. Auf dem Außengelände gibt es viel Platz für Aktionen wie z.B. unsere große Weihnachtsfeier. Es gibt derzeit 5 freiwillige Mitarbeiter*innen, die sich bei Hausbesuchen engagieren und Familien persönlich betreuen. Einmal wöchentlich kommt dort eine Selbsthilfegruppe zusammen. Die Kinder treffen sich, tauschen sich über Probleme aus, spielen zusammen und machen gemeinsame Ausflüge. Die Erwachsenen kommen einmal im Monat hinzu, und dann finden ein Austausch von Informationen, Fortbildungen und anderes statt. Das stärkt das Selbstbewusstsein der Betroffenen, und es entsteht fast eine Art "Wettkampf“, wer die besten Laborwerte hat, da das u. a. zeigt, ob sie regelmäßig ihre Medikamente einnehmen. Es gibt Freizeitangebote: Gemeinsam schwimmen gehen, ein Camp oder andere Aktivitäten.
Wie es heute aussieht ...
Die von WuWiS unterstützten Tätigkeiten gingen auch während der Pandemie unverändert weiter und sie wurden sogar noch erweitert: um ca. 50 betreute Kinder in einem Township mit dem Namen Dangamvura. In Sakubva werden 120 Kinder von unserem Projekt betreut. Es wurden zwei Wohncontainer angeschafft, in denen Computerkurse (auf 7 Laptops), Nähkurse (mit vier Nähmaschinen) sowie Back- und Kochkurse abgehalten werden. Vier ehrenamtliche Helfer wirken unterstützend bei diesen Projekten mit.
Desweiteren werden 40 Familien mit Lebensmittellieferungen unterstützt. Für die Zukunft ist noch die Einrichtung eines Mädchencamps geplant. Alle Vereinsmitglieder freuen sich sehr, dass aus einer kleinen Idee im Laufe der Jahre so ein großes Projekt geworden ist, bei dem jeder Cent dort ankommt, wo er dringend gebraucht wird und somit vielen Menschen geholfen werden kann. In unserer Bildergalerie und in der Übersicht unserer Projekte können Sie sich selbst davon überzeugen, was WuWiS schon erreichen konnte!
Das nächste Projekt! — Tinevimbo Shelter 2022
Wie wollen ein kleines Haus anmieten, indem wir Mädchen (13 bis 18 Jahre) aufnehmen wollen, die in schwierigen Situationen sind, darunter Opfer häuslicher Gewalt (denn Waisen, die bei Verwandten leben, sind oft sexueller und körperlicher Ausbeutung ausgesetzt) und Kinder, die Babys haben mit denen sie nicht fertig werden, und so weiter. Für die Dauer des Aufenthalts im Shelter sind 2 bis 6 Monate geplant. In dieser Zeit soll versucht werden durch Beratung und Begleitung, auch mit Einbeziehung der Verwandten, eine Lebenshilfe anzubieten.
Angedacht ist das Projekt für 4 bis 6 Mädchen — es ist ein Pilotprojekt.
Hierfür benötigen wir einfach alles: Möbel um das Haus einzurichten, Geschirr, Lebensmittel…. Außerdem müssen wir jemanden einstellen, der sich um die Mädels kümmert, und jemanden, der das Haus bewacht. Die Mädchen werden, wenn möglich, zur Schule gehen oder ein Skill Training erhalten.