In einem Land, das früher einmal als die Kornkammer Afrikas galt, leben heute Menschen in großer Armut. Am schlimmsten trifft es dort die Kinder. Viele sind Aids-Waisen und leben unter zum größten Teil menschenunwürdigen Bedingungen in Waisenhäusern, in Townships oder auf der Straße — und die Situation spitzt sich weiter zu. Nicht selten hat eine Großmutter für mehr als 10 Enkelkinder zu sorgen, da die Eltern entweder verstorben oder schwer krank sind. Was, aber wenn es keine Großmutter gibt?! Dann springt das älteste Geschwisterkind ein und es entsteht eine sogenannte "Childheaded Family“. Diese sind in der Regel ohne Einkommen und schutzlos. Dann gibt es die Waisenhäuser, die sicher nicht die beste aber oft die einzige Lösung sind. Doch auch diese Einrichtungen müssen die Kinder manchmal nach Erreichen des 14. Lebensjahres verlassen und sie enden auf der Straße. St. Augustins Waisenhaus, das WuWiS unterstützt hat, war eines dieser Waisenhäuser.
Das Waisenhaus St. Augustin wurde von der anglikanischen Kirche betreut. Leider waren Förderungen sehr knapp und das Heim war praktisch auf sich allein gestellt. Es gibt zahlreiche dieser Heime in Simbabwe, die aber bei weitem nicht die riesige Anzahl der Waisenkinder aufnehmen können. Häufig, und so auch hier in Mutare, sind einzelne Ordensschwestern für eine Vielzahl von Kindern verantwortlich.
Simbabwe: übersetzt heißt das "Steinhäuser" in der Sprache der Shona; ein Binnenstaat im südlichen Afrika. Der Name Simbabwe geht auf die heute "Great Simbabwe" genannte Ruinenstätte zurück, die die größten vorkolonialen Steinbauten im südlichen Afrika beinhaltet. Unter der Kolonialherrschaft hieß Simbabwe "Rhodesien", nach dem
dem englischen Politiker und Kolonialist Cecil Rhodes. Nationalfeiertag ist der 18. April. Das Land wurde eine lange Zeit über von Robert Mugabe diktatorisch regiert, der am 4. März 1980 erstmals zum Premierminister und 1987 zum Präsidenten gewählt wurde. Mugabes Politik bescherte der einstigen des Kornkammer Afrikas Hunger und zahllose Binnenflüchtlinge.
Klima
Simbabwe hat ein subtropisches bis tropisches Klima mit feuchtem, teilweise schwül-heißem Sommer (über 35 °C) und winterlicher Trockenzeit mit angenehmer Wärme (um 25 °C). In höheren Lagen, die den größten Teil des Landes ausmachen, ist die sommerliche Hitze gemäßigt (25 bis 30 °C) und im Winter gibt es ab und zu gemäßigte Nachtfröste (bis 5 °C). Die Regenzeit dauert von November bis März, wobei über 90 % des jährlichen Niederschlages fallen. In der Hauptstadt Harare liegt die durchschnittliche Temperatur bei 20 °C. In einigen Jahren, wie etwa 2007/2008, kam es zu ungewöhnlich hohen Niederschlägen, die Todesopfer forderten und Ernten bedrohten.
Geographie
Simbabwe liegt zwischen den Breitengraden 16° und 22° Süd und den Längengraden 26° und 33 ° Ost und hat als reiner Binnenstaat keinen eigenen Zugang zum Meer. Es grenzt an Südafrika, Botswana, Sambia und Mosambik. Der Sambesi bildet die nördliche Grenze zu Sambia. Simbabwe hat eine Fläche von 390.757 km2, wovon 3910 km2 Wasser sind. Dies entspricht ungefähr der Fläche von Deutschland und den Niederlanden.
Religion
85 % der Bevölkerung sind Christ*innen und 62 % gehen regelmäßig in christliche Kirchen. Die größten christlichen Gemeinden sind die Anglikanische, Römisch-Katholische und Methodistische Kirche. Wie in den meisten anderen ehemaligen europäischen Kolonien mischen sich Reste lokaler Religionen aus der Zeit vor der Christianisierung in den christlichen Glauben. Daneben und teilweise mit christlichen Glaubensinhalten vermischt gibt es naturreligiöse Vorstellungen wie Ahnenkult, Bessenheitskulte und Heilserwartungen. Der traditionelle Himmelsgott der Shona ist Mwari, das höchste Prinzip. Weniger als 1 % der Bevölkerung sind Muslim*innen.
Bevölkerung
Der größte Teil der Bevölkerung wird von den Shona gestellt (ca. 70 %). Daneben spielen die Ndebele eine wichtige Rolle (13 %), ferner gibt es die Chewa (6 %). Schätzungsweise weniger als 50.000 Europäer*innen leben heute noch im Land. Seit der Gründung der britischen Kolonie "Rhodesien" durch ihren Namensgeber im 19. Jahrhundert wanderten weiße Händler*innen und Farmer*innen aus Europa und Südafrika ein, die um die Mitte des 20. Jahrhunderts knapp 5 % der Bevölkerung stellten. Doch schon bald nach der Unabhängigkeit des heutigen Simbabwe ging deren Zahl zurück. Im Jahre 2008 hatte Simbabwe mit unter 10 % die niedrigste Analphabetenrate in Afrika.
[photo: Grid Arendal on flickr]
Das einst starke Bevölkerungswachstum ist seit der Jahrtausendwende aufgrund der extremen wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes und der AIDS-Epidemie praktisch zum Stillstand gekommen. In neuster Zeit (2005) scheint es sogar zu einem Bevölkerungsrückgang zu kommen, wobei auch Abwanderung eine Rolle spielt. Bis zu drei Millionen Menschen sollen illegal nach Südafrika eingewandert sein. Simbabwe ist eines der Länder mit der weltweit höchsten HIV-Infektionsrate — zwischen 24 und 35 % der 12,7 Millionen Einwohner sind HIV-positiv. In keinem Land der Welt ist die Lebenserwartung innerhalb so kurzer Zeit derart dramatisch zurückgegangen: in weniger als einem Jahrzehnt von 55 auf 44 Jahre. Die Lebenserwartung gehört heute zu den weltweit niedrigsten (Stand 2006). Auf dem Human Development Index des Jahres 2007/2008 ist Simbabwe mittlerweile auf Platz 151 abgerutscht (von 177 verglichenen Ländern).
Weltweit gehört Simbabwe zu den von HIV und AIDS am stärksten betroffenen Ländern. Rund ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung ist nach offiziellen Angaben von der Krankheit betroffen und ca. 250.000 Kinder sind infiziert. Es gibt im Moment über 100.000 Menschen pro Jahr die an AIDS sterben und die Prognose für die Zukunft sieht düster aus. Da vor allem die 20-40-Jährigen betroffen sind, sind Bevölkerungsstruktur und Altersstruktur des Landes aus dem Gleichgewicht geraten. Fast 80 % aller mit HIV infizierten Jugendlichen sind Frauen. Eine neue soziale Randgruppe, die sogenannten AIDS-Waisen, ist entstanden, deren Zahl bei etwa 1,6 Millionen liegt. Von all diesen Betroffenen haben nur rund 1 % der Menschen Zugang zu Therapien und Medikamenten. Und das obwohl die Kosten für eine Beratung mit Test und 3 Behandlungen bei nur 0,75 US Dollar liegen!
Politisches System
Faktisch ist Simbabwe seit der Revolte gegen das Vereinigte Königreich 1965 als Rhodesien unabhängig, rechtlich seit 1980 als Simbabwe. (Süd-)Rhodesien war entsprechend der Entwicklung in den anderen britischen Siedlungskolonien formal eine parlamentarische Demokratie, in der jedoch der schwarzen Mehrheitsbevölkerung erst 1978 vergleichbare politische Teilnahmerechte gewährt wurden. An der Spitze der Regierung stand ein Premierminister; Staatsoberhaupt war zunächst nach der einseitigen Erklärung der Unabhängigkeit am 11. November 1965 weiterhin die britische Königin, vertreten durch einen Officer Administering the Government of Rhodesia; ab Inkrafttreten der republikanischen Verfassung am 2. März 1970 ein Präsident. Die parlamentarische Regierungsform wurde nach 1980 zunächst beibehalten, die Legislative bestand aus dem House of Assembly mit 100 auf fünf Jahre gewählten Abgeordneten, von denen 20 % der Mandate bis 1987 für die weiße Minderheitsbevölkerung reserviert waren, und dem bis 1989 bestehenden Senat, dessen 40 Mitglieder mehrheitlich vom House of Assembly gewählt und ein kleinerer Teil von den Stammeshäuptlingen nominiert und vom Präsidenten ernannt wurden. Auch hier waren bis 1987 20 % der Mandate der weißen Minderheitsbevölkerung vorbehalten.
Zum Jahreswechsel 1987/1988 wurde in Simbabwe ein konstitutioneller Wandlungsprozess eingeleitet, der nach Ansicht von Beobachter*innen auf längere Sicht auf die Bildung eines sozialistisch-orientierten Einparteienstaates abzielte. Simbabwe wurde in eine Präsidialrepublik umgewandelt, die Position des Premierministers wurde abgeschafft, dessen Amtsinhaber wurde Staatspräsident mit den Befugnissen eines Regierungschefs. Seit 1990 wird der Präsident in direkten Wahlen für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Als einziges Legislativorgan existierte weiterhin das House of Assembly (in der deutschen Fachliteratur mitunter als Nationalversammlung übersetzt), von denen 120 Abgeordnete nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt und zwölf zusätzliche Mitglieder*innen vom Präsidenten ernannt wurden. Des Weiteren sind die acht Provinzgouverneure und die zehn Stammeshäuptlinge ex officio im Parlament vertreten. Im Jahre 2005 trat als weiteres Legislativorgan der wiedereingerichtete Senat hinzu, der nun 66 Mitglieder*innen umfasst (50 direkt per Mehrheitswahl gewählt, 6 vom Präsidenten ernannt, 10 Stammeshäuptlinge). lm Spätsommer 2008 war geplant, dass die aktuelle Verfassung des Landes zunächst modifiziert und innerhalb von 18 Monaten eine Neue ausgearbeitet werden sollte.
Entwicklung der politischen Situation
Nachdem Robert Mugabe 1980 Premierminister wurde, begann er das Land zunehmend autokratisch und diktatorisch zu führen. Im Juli 2008 jedoch begannen Verhandlungen zwischen Präsident Robert Mugabe und Oppositionsführer Morgan Tsvangirai über eine Machtteilung, die Mugabe als Präsident und Tsvangirai als Premierminister vorsieht. Der simbabwische Präsident Mugabe und der Oppositionsführer Tsvangirai haben sich auf eine Lösung des Problems der Machtteilung geeinigt. Mugabe wird weiterhin als Präsident regieren und Tsvangirai erhält ebenfalls zwei Stellvertreter. Das Abkommen zwischen den beiden Parteien wurde am 15. September 2008 in Harare unterzeichnet. Lange schienen die gemeinsamen Gespräche aber gescheitert, da Mugabe fast alle seiner ehemaligen Positionen behalten wollte und Oppositionspolitiker verfolgen und angeblich foltern ließ. Am 11. Februar 2009 wurde jedoch Tsvangirai als Premierminister und Regierungschef vereidigt. Die Regierungsbildung verzögerte sich jedoch, nachdem der designierte Vize-Landwirtschaftsminister, Roy Bennett (MDC), unter dem Vorwurf des Terrorismus von der Polizei verhaftet wurde.
Die allgemeine Situation in Simbabwe hat sich seit Antritt der neuen Koalitionsregierung deutlich entspannt. Das Warenangebot hat sich in den letzten Monaten spürbar verbessert, dies gilt auch für die Versorgung mit Treibstoff. Mit dem Wegfall der einstigen Landeswährung hat auch die Hyperinflation aufgehört. Generell akzeptierte Zahlungsmittel sind nunmehr in erster Linie der US-Dollar und der südafrikanische Rand, in Einzelfällen auch andere Fremdwährungen. Allerdings muss weiterhin von Einschränkungen ausgegangen werden. In einzelnen Landesteilen ist es gerade in jüngster Zeit wieder zu Farmbesetzungen gekommen, in Einzelfällen auch unter Gewaltanwendung. Ausländer*innen sollten die unmittelbare Umgebung von Demonstrationen sofort verlassen und nicht fotografieren. Außerdem dürfen Ausländer*innen ohne staatliche Akkreditierung nicht über die aktuellen Entwicklungen im Land berichten. Das schließt auch das allgemeine Sammeln von Informationen, Gespräche mit der Bevölkerung oder Schnappschussfotografien mit der Handykamera ein, da dies als illegale journalistische Tätigkeit ausgelegt werden könnte.
Innenpolitische Situation
Simbabwe leidet weiter unter einer tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Krise. Mit Antritt der Koalitionsregierung Mitte Februar 2009 konnte der Abwärtstrend in einigen wichtigen Bereichen (Gesundheit, Bildung, Inflation) immerhin gestoppt werden. Insgesamt gibt es vermehrt Anzeichen, dass der neuen Regierung ein genereller Umschwung gelingen könnte. Bis zu einer Rückkehr zu einer stabilen Aufwärtsbewegung ist es allerdings noch ein weiter und mühsamer Weg. Die Versorgungslage mit Strom und Trinkwasser ist flächendeckend weiterhin nicht gesichert. Die Einführung des US-Dollars als generellem Zahlungsmittel hat zu einer spürbaren Verbesserung der Telekommunikation geführt. Sein repressives Image hat Simbabwe bislang nicht überwinden können. Es gibt weiterhin politische Gefangene, die Zustände in den Haftanstalten sind katastrophal und die illegalen Farmbesetzungen konnten noch nicht gestoppt werden. In Notfällen ist von den Sicherheitskräften in der Regel keine Hilfe zu erwarten. In jüngster Zeit werden vermehrt Einbruchdiebstähle und bewaffnete Raubüberfälle in den wohlhabenderen Wohngebieten aller Städte gemeldet. Auch die Anwendung von Gewalt sowie der Einsatz von Schusswaffen, ein in Simbabwe bisher unübliches Phänomen, nimmt zu.
Aktuelle Situation
Präsident Munangagwa ist der Nachfolger von Präsident Mugabe. Seit dem Machtwechsel hat sich nicht viel verändert. Die ökonomische Situation ist schwieriger geworden und die Inflation wächst ins unermessliche und erinnert an 2008, wo die Menschen Trillionen für ein Brot bezahlen mussten. Auch das Schul- und das Gesundheitssystem liegen am Boden.
[photo: Mugabe 2008 by SZ, Mike Hutchings/Reuters]
Die Situation unter Corona
Bei der WuWiS Mitgliederversammlung im Juli 2021 berichtet Petra Krumpen von ihrer Arbeit in Mutare, wo sich durch die Pandemie vieles verschlimmert hat. Es gab auch dort mehrere Zeiten mit strengem Lockdown. Die Corona-Regeln wurden teilweise mit polizeilicher Gewalt durchgesetzt. Misshandlungen von Kindern und Frauen stiegen erheblich an, die Korruption im Land nahm zu. Die von WuWiS unterstützten Tätigkeiten gingen jedoch trotz allem unverändert weiter!
Covid 19 ist im November 2021 nicht mehr sehr präsent. Die Inzidenzen sind niedrig und da es hier Sommer ist, spielt sich das Leben viel draußen ab. Maskenpflicht gibt es hier und geimpft wurde auch eine Anzahl von Menschen. Aber: bei Weitem nicht genug und man muss abwarten was die neue Virusvariante bringen wird!